HSG-Leiter zum Saisonabschluss im Gespräch mit der Homepageredaktion

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HPR:      Wie beurteilst Du die aktuelle, nun abgebrochene Saison im Seniorenbereich?

Rolf Linnemann

RL:         Zunächst bedauere ich es, dass es unseren Jugend- und Seniorenmannschaften nicht möglich war, die Saison sportlich zu beenden. Nachdem der HV Westfalen bereits am 12.03. die Beendigung des Jugendspielbetriebs für die laufende Saison erklärt hatte, wurde mit seiner weiteren Presseerklärung vom 19.04., wie wir ja alle wissen, auch der Spielbetrieb im Seniorenbereich für beendet erklärt. Eine anderslautende Entscheidung des Verbandes wäre jedoch aufgrund der Coronavirus-Pandemie nicht vertretbar gewesen. Alle unsere Mannschaften haben bis zur Beendigung des Spielbetriebs mit ihren Trainern und Betreuern ihre Saisonziele engagiert verfolgt. Bedauerlicherweise konnte sie diesen Weg jedoch nicht bis zu seinem Ende verfolgen. Gleichwohl konnte unser Jugendbereich „Ruhr Füchse“ zeigen, dass sie in unserem Sport sehr erfolgreich ein gemeinsam gestrecktes Ziel  erreichen können. Hier möchte ich nur beispielsweise auf die Kreismeisterschaft unserer mD1 verweisen, welche ohne Punktverlust durch die Saison marschierten. Chapeau! Eine tolle Leistung. Schade nur, dass es ihnen durch die frühzeitige Beendigung des Spielbetriebs nicht mehr möglich war, die Bezirksmeisterschaft auszurichten, um den „Südwestfalenmeister“-Titel auszuspielen. Und im Seniorenbereich ist natürlich der Aufstieg unserer 1. Damenmannschaft in die Oberliga zu erwähnen. Ein unglaubliches Ende einer mehr als ungewöhnlichen Saison.

HPR:      Welche Dinge sind aus Deiner Sicht besonders gut/schlecht gelaufen?

RL:         Im Seniorenbereich fiel vor allem der gute Zusammenhalt und Teamgeist in allen vier Seniorenmannschaften auf. Unter Berücksichtigung der verschiedenen Spielstärken und Zielsetzungen unserer Seniorenmannschaften haben sie alle eine erfolgreiche Saison bestreiten können. Im Jugendbereich konnte die erfolgreiche Kooperation fortgeführt werden, wie ja auch die Meisterschaften der männlichen D1 oder aber auch der der weiblichen E zeigen.

Etwas unrund lief es, als unserer ehemaliger Jugendausschuss, für mich vollkommen unerwartet, seine Tätigkeit niederlegte. Glücklicherweise gelang es uns aber sehr zeitnah, mit Alexander Nickolay einen sehr engagierten neuen Jugendleiter zu finden.

HPR:      Unsere Damenmannschaft steigt in die Oberliga auf, der größte Erfolg den jemals eine Damenmannschaft in unserer HSG erreicht hat. Was hat den Ausschlag gegeben?

RL:         Nachdem in der Vorsaison der Klassenerhalt in der Verbandsliga erst am letzten Spieltage gesichert werden konnte, gelang es, durch eine Vielzahl von Maßnahmen, wie z.B. Trainingswochenenden, neuen Trainingstrukturen, verschiedensten Teambuildung Maßnahmen sowie vieler Einzelgespräche das Gefühl eines Neuaufbruchs zu wecken. Nicht vergessen werden darf hier auch der Umstand, dass durch die Verschmelzung eines großen Teils unserer weiblichen A-Jugend mit den Damen neue Gruppendynamiken entstanden, die das Gesamtgefüge „1. Damen“ gleichfalls pushten. Erfreulich war in diesem Zusammenhang auch die hohe Bereitschaft unserer Seniorenspielerinnen, die jungen A-Spielerinnen aufzunehmen und in die Mannschaft zu integrieren. Die unterschiedlichen Spielweisen, Erfahrungen aber auch körperlichen Voraussetzungen, die die Damen und die A-Jugend mitbrachten, führten letztlich auch zu Synergieeffekten, die dazu führten, dass gerade in der Vorbereitungszeit und den ersten Meisterschaftsspielen diese Damenmannschaft über ihre Leistungsfähigkeit überrascht stellenweise euphorisch spielend ihre Gegner an die Wand spielen konnten.

Leider fehlte unseren Damen die notwendige Konstanz, um ihre zu Saisonbeginn erspielten Spitzenposition kontinuierlich zu halten. So paarten sich neben begeisternden, attraktiven Spielen auch immer wieder unnötige Spielverluste. Infolge der Altersstruktur war damit jedoch zu rechnen. Zumal als Saisonziel lediglich die schnelle Sicherung des Klassenerhalts ausgegeben war. Dass gerade der Start in die Saison so erfolgreich verlief, wie es der Fall war, war nicht erwartet worden.

HPR:      Was kann man von den Damen in der Spielzeit erwarten? Was sind die Ziele?

RL:         Ich gehe derzeit davon aus, dass neben der zwei Regelaufsteiger aus den beiden Verbandsligen alle Inhaber einer Wildcard diese ihnen gegebene Chance ergreifen werden, um in das westfälische Oberhaus einzuziehen. Damit würden insgesamt 8 Verbandsligamannschaften in die Oberliga wechseln. Ferner hat der Verband ja auch beschlossen, dass es keine Absteiger geben wird. Damit werden die Damen in der Oberliga auf eine Vielzahl von Mannschaften treffen, gegen die sie bereits im Rahmen der letztjährigen Saisonvorbereitung oder aber der Saison selbst erfolgreich gespielt haben. Sollten wir daher ohne große verletzungsbedingten Ausfälle die Saison bestreiten und unsere Damen ihr Leistungsvermögen abrufen können, bin ich überzeugt, dass sie eine sehr realistische Chance haben in der Oberliga verbleiben zu können.

HPR:      Im Herrenbereich gibt es mit Nico Paukstadt und Tim Decker zwei neue Trainer. Was sind die Ziele für unsere 1.Herren?

RL:         Mit Wulli und Pauke haben wir zwei unserer dienstältesten Spieler finden können, denen ich zutraue, den notwendigen Umbruch und Neuaufbau unserer 1. Herren erfolgreich bewerkstelligen zu können. Infolge der Beendigung der sportlichen Laufbahn von Peter Hengstenberg, Dominik Thäsler, Alexander Nickolay und Wulli selbst, ist dieser Umbruch eine nicht zu gering zu achtende Aufgabe. Pauke selbst beabsichtigt ebenfalls seine handballerische Karriere zu beenden. Im Bedarfsfalle wird er jedoch nochmals für die HSG die Handballschuhe schnüren. Mit den beiden Neuzugängen, Max Schäfer und Louis Weinberger, wurden bereits die ersten Schritte für einen Neuaufbau der Mannschaft unternommen.  Diesen Neuaufbau fortzusetzen, den Klassenerhalt möglichst frühzeitig zu sichern sowie den Spaß und Teamgeist in dieser Mannschaft zu erhalten, ist schon eine gewaltige Aufgabe für Wulli und Pauke. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass wir mit ihnen die richtigen Trainer für diese Mannschaft und die anstehenden Aufgaben und Zielsetzungen gefunden haben.

HPR:      Die Vorbereitungsplanung ist ein schwieriges Unterfangen, wie laufen die Planungen? Gibt es eine konkrete Vorgehensweise?

RL:         Aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie können die Vorbereitungsplanungen nur rudimentär angegangen werden, da wir alle nicht wissen, wann und unter welchen Bedingungen wir wieder in die Sporthallen zurückkehren können. Daher können die Senioren- wie auch die Jugendspieler nur im Rahmen individueller Trainingspläne angehalten werden, im Bereich der Ausdauer, Kraft, Koordination und Stabilität eigenverantwortlich zu arbeiten. Dies ist wichtig, da die Hallenzeiten, die wir hoffentlich rechtzeitig für einen vernünftigen Saisonbeginn zur Verfügung gestellt bekommen, dann für technische und spieltaktische Trainingseinheiten nutzen müssen.

Um den Kontakt zu den Spielern und Spielerinnen der Mannschaften nicht ganz zu verlieren, wird versucht, diesen über regelmäßige Videokonferenzen aufrechtzuerhalten.

 HPR:      Aus Deiner Sicht – werden wir im September einen „normalen“ Saisonstart erleben?

RL:         Dazu kann ich leider nichts sagen. Ich hoffe natürlich, dass wir möglichst bald in die Sporthallen zurückkehren können. Wann und unter welchen Bedingungen bleibt derzeit nur abzuwarten, da uns, selbst wenn wir im September den Trainings- und Spielbetrieb wieder aufnehmen können, der Coronavirus erhalten bleibt.

Spannend wird hier auch noch die Entscheidung des Verbandes hinsichtlich der noch zu erfolgenden Qualifizierungen der überkreislich gemeldeten Jugendmannschaften sein. Da die üblichen Qualifikationsspiele in der Sommerrunde nicht durchgeführt werden können, muss hier noch ein fairer Austragungsmodus gefunden werden. Und dies wahrscheinlich zu einem Zeitpunkt, zu dem eigentlich bereits die Vorrunden in den überkreislich spielenden Ligen gespielt werden würden.              

Ich hoffe, dass alle mit den derzeitig erfolgten Lockerungen im Alltagsleben verantwortlich umgehen, sodass uns nicht eine zweite Infektionswelle überrollt. Insbesondere wünsche ich mir, dass alle die aktuelle Coronavirus-Pandemie gut überstehen und wir uns alle möglichst bald wieder in den Sporthallen begegnen können.

HPR:      Danke für das Gespräch! Und viel Erfolg für die kommenden uns herausfordernden Aufgaben.